Vom Mut neu anzufangen und die Segel neu zu setzen
Vor ein paar Wochen durfte ich Kathi und Katharina, die Gründerinnen von heimwärts yoga, interviewen. Diese schöne und inspirierende Geschichte der beiden möchte ich gerne mit euch teilen.
Ihr beide seid die Gründerinnen von heimwärts yoga. Erzählt doch mal, wie ihr dazu gekommen seid?
Katharina: Wir kennen uns tatsächlich über meine Mama und fanden uns schon immer sympathisch, hatten aber bis zur Yogalehrer Ausbildung keinen wirklichen Kontakt. Durch unsere gemeinsame Yogalehrer Ausbildung haben sich unsere Wege gekreuzt. Nachdem ich Kathi erzählt hatte, dass es noch freie Plätze in der Ausbildung gibt, hat sie sich dann – glücklicherweise – auch sehr schnell entschieden, die Ausbildung zu machen. Die Idee für heimwärts yoga war sehr schnell da. Bei einem gemeinsamen Kurztrip im Bauwagen 2021 mitten im Nirgendwo ohne fließendes Wasser und Strom, aber mit viel Ruhe und Stille, ist die Idee entstanden und heimwärts wurde geboren.
Kathi: Die Yoga Ausbildung hat mich wieder näher zu mir zurückgebracht. Ich konnte klarer sehen, wo wir hinwollen auf dieser Welt und generell konnte ich mich besser spüren. Durch das Lied (von Janin Devi und André Maris, Heimwärts) „Ich setze die Segel heimwärts“ ist die Yogaidee und der Name entstanden.
Was bedeutet für euch Erfolg?
Kathi: Für mich, wenn ich meine Freiheit leben kann also selbstbestimmt leben kann. Frei entscheiden, wo wir leben wollen, wo und wie wir arbeiten wollen. Und uns den Großteil unserer Zeit mit den Dingen beschäftigen zu können, die uns glücklich machen und anderen Menschen und uns einen großen Mehrwert liefern.
Katharina: Das tun zu können, was uns glücklich und zufrieden macht, selbstbestimmt und kreativ arbeiten zu dürfen, Menschen zu motivieren, Freude an Bewegung zu finden, ihren eigenen Stärken zu vertrauen, sich und ihren Körper zu spüren.
Ich habe bereits Yoga bei euch gemacht und fand besonders eure Räume und die Atmosphäre wunderschön, perfekt zum runterfahren und Energie sammeln. Es gibt ja sehr viele Yogastudios und -lehrer. Was beschreibt eure Yogastunden und was macht sie anders als andere?
Katharina: Wir bündeln beide unsere jeweiligen Stärken, das macht es abwechslungsreich. Uns ist es wichtig, dass alle Teilnehmenden ins Spüren kommen, wieder zu sich finden – das ist heimwärts yoga. Jeder darf so praktizieren, wie es für sie oder ihn machbar ist. Dein Körper, dein Yoga. Uns ist es außerdem wichtig, die einzelnen Stunden auf ein Thema auszurichten und Impulse für den Alltag zu geben.
Kathi, du warst ja bereits selbstständig. Wie hast du gemerkt, dass es für dich Zeit für einen anderen Weg wird?
Ich habe mich nicht mehr gespürt. Ich fühlte mich verloren. Meine Selbstständigkeit lief nicht so gut und ich habe Entscheidungen getroffen, die nicht meine waren. Hätte ich mehr gewusst, wer ich bin, hätte ich ein anderes Selbstvertrauen gehabt. Meine Abhängigkeit von anderen führte dazu, dass ich immer mehr andere um deren Meinung gefragt habe, so dass ich am Ende nicht mehr wusste, wer ich bin und was ICH eigentlich will.
Ich spürte irgendwann, dass der Erfolg nie kommen würde, wenn ich weiter so handle, weiter im Hamsterrad laufe. Eigentlich wusste ich schon früh, dass es der falsche Weg ist, aber mein Wunsch nach Selbstständigkeit war immer sehr hoch. Und ich würde auch heute immer wieder in eine Selbstständigkeit gehen.
Ich sehe die Erfahrung als Lernen und nicht als Scheitern. Für mich war das Bewusstsein über das Ende meiner damaligen Selbstständigkeit rückblickend der Startschuss in ein neues Leben. Ein Leben mit Yoga, denn Yoga hat mich schon immer begleitet.
Die Entscheidung zur Yogalehrer Ausbildung traf ich damals rein intuitiv. Ich wusste nicht, was mich erwartet. Heute weiß ich, dass es so sein sollte. Yoga bereichert mein Leben seitdem auf jeder Ebene und jeden Tag lernt man dazu.
Katharina, wie lässt sich heimwärts mit deinem anderen Job im Museum vereinbaren?
Vereinbaren lässt es sich noch gut, aber so wie es aktuell ist, erfüllt mich der Spagat zwischen meinem Hauptjob und meiner Leidenschaft nicht mehr. Seit 2021 habe ich Stunden im Museum reduziert. Wir haben so viele Ideen und Visionen, die wir gerne mit heimwärts umsetzen möchten, aber leider fehlt die Zeit. Mein Studium in Kunstgeschichte und Erziehungswissenschaften habe ich geliebt und würde es wieder so machen – aber ich merke einfach, dass ich mich verändert habe – vor allem während der Yoga Lehrer Ausbildung. Ab nächstem Jahr werde ich weitere Stunden im Museum reduzieren, um noch mehr Energie und Zeit für heimwärts zu haben. Gleichzeitig habe ich großen Respekt und auch ein bisschen Angst vor der Selbstständigkeit. Sicherheit ist mir wichtig, denn ich fühle mich einfach wohler mit einem finanziellen Netz. Zudem ist mein Freund auch selbstständig.
Gerade ist mein Alltag oft ein bisschen stressig oder anders gesagt sehr durchgetaktet: Nach der Arbeit unterrichte ich fast jeden Abend, sonntags steht das Vorbereiten von Yogastunden an und ich koche für die Woche vor. Leider setze ich mich selbst sehr unter Druck. Das Gefühl „keine Zeit zu haben“ ist ständig präsent. Das Timing und die Taktung funktionieren noch, aber nicht, wenn es noch mehr wird. Mein Wunsch ist, bis Ende des Jahres einen Weg zu finden, mehr Zeit und Energie für heimwärts zu finden und daran zu wachsen.
Gab es Hindernisse auf eurem Weg und wie habt ihr sie gelöst?
Kathi: Hindernisse gab es keine, außer fehlende Zeit. Wir beide würden gerne mehr Zeit in Heimwärts investieren. Ich habe ganz aktuell meinen Teilzeitjob gekündigt und wir haben einen wunderschönen Raum gefunden. Ab Oktober werde ich viel Zeit für unser Yoga Baby und unsere gemeinsamen Visionen haben. Ich wage mich quasi wieder in die Selbständigkeit und es fühlt sich nach Glück und Freiheit an. Einen geeigneten Raum zu finden, war eine große Herausforderung. Aber wir haben endlich einen wunderschönen Raum in der Altstadt in Seligenstadt gefunden.
Wie sieht ein typischer (Arbeits-)Tag für euch aus?
Katharina: Ich – und Kathi du ja auch – starte mit meiner ayurvedischen Morgenroutine. Das heißt: Zunge schaben, Öl ziehen, meditieren in der Stille (dafür nutze ich die App „Simple Timer“). Danach gibt es einen Kaffee und dann ein leckeres, nährendes Frühstück. Dann gehts los zu meinem Job. Abends unterrichte ich entweder Yoga, Pilates oder Jumping.
Kathi: Ich starte auch mit einer kleinen ayurvedischen Morgenroutine und Meditation. Danach gehe ich mit unserem Hund Gassi und bringe unser Kind in die Schule. Zuhause angekommen mache ich meinem Mann und mir einen leckeren Smoothie und dann gehen wir auf die Arbeit. Ich unterrichte aktuell pro Woche zwei Yogastunden am Abend. Nachmittags bereite ich meine Yogastunden vor und kümmere mich um meine Familie.
Freitags ist heimwärts-Tag. Wir treffen uns und besprechen gemeinsam Themen, die anstehen und planen unseren Instagram-Kanal vor.
Wie kommt ihr auf neue Ideen und Inspirationen für heimwärts?
Katharina: Ideen kommen beim (gemeinsamen) Kaffee trinken und beim Spazieren im Wald. Und natürlich, wenn wir uns miteinander austauschen.
Kathi: Für mich ist der Alltag eine Inspirationsquelle. Vieles, was uns begegnet, bauen wir dann in unsere Yogastunden ein. So kommen auch die thematischen Yogastunden zustande. Bücher sind auch gute Inspirationsquellen.
Was habt ihr aktuell für heimwärts noch geplant? Worauf können wir uns freuen?
Kathi: Neben unserem Rooftop Yoga haben wir tolle Workshops geplant für den Herbst und Winter zum nach Innen finden. Passend für die Zeit des Rückzugs. Außerdem freuen wir uns auf eine weitere Zusammenarbeit mit dem Hotel Balthazars in Seligenstadt: Yoga und Frühstück – weitere Informationen gibt es bald! Für nächstes Jahr überlegen wir ein heimwärts Retreat übers Wochenende zu machen. Wir werden in Zukunft auch Meditationskurse und viele weitere schöne Specials anbieten. Ab Oktober wird es einen Stundenplan für das „heimwärts yoga studio“ geben.
Fast alle Kurse bieten wir in Präsenz- und Online-Teilnahme an.
Ihr beiden bildet euch ja selbst kontinuierlich weiter. Was macht ihr gerade? Ist noch etwas geplant?
Kathi: Ich habe jetzt meine Shiatsu Praktiker Prüfung abgeschlossen, ggf. geht es hier noch weiter. Shiatsu ist eine Behandlungstechnik aus der traditionellen japanischen Medizin. Hierbei wird die Energie in den Meridianen zum Fließen gebracht und Blockaden gelöst. Shiatsu und Yoga ergänzen sich perfekt. Ich möchte in Zukunft das Wissen aus dem Shiatsu mehr in meine Yogastunden einfließen lassen. Außerdem befinde ich mich gerade in einem sehr intensiven Meditations-Teacher-Training bei meiner Lehrerin Eliza Neo.
Katharina: Dieses Jahr habe ich eine Yin Yoga Ausbildung gemacht, vielleicht mache ich hier noch das Aufbaumodul. Das mache ich für mich, da ich ein sehr aktiver Mensch bin und Yin mir zum Runterfahren und in mich kehren, gut tut. Im Oktober mache ich eine Weiterbildung zum Pränatal Yoga. Ansonsten steht auf meiner Liste die „Yoga mit Tuch (Areal) Ausbildung“ und die Vinyasa Teacher Training.
Katharina, wie würdest du Kathi als Yogalehrerin beschreiben?
Kathi gestaltet Yogastunden mit viel Herz und Liebe, einfühlsam, mit viel Ruhe und Erdung und einem großen Wissen, das sie zu einem wunderbaren Gesamtkonzept bringt. Ihre Stunden sind immer durchdacht, einfühlsam und voller Herzlichkeit.
Und du, Kathi, wie würdest du Katharina als Yogalehrerin beschreiben?
Gleiches würde ich über Katharina sagen, aber sie hat noch einen großen Punkt, den ich sehr an ihr schätze: Ihre Ausstrahlung. Katharina unterrichtet zu 1000% aus ihrem Herzen heraus und man spürt die Energie, wenn sie im Raum ist. Bei ihr fühlt man so sehr, was sie als Mensch so sehr ausmacht. Du bist mitreißend. Ich habe dazu ein schönes Zitat gefunden (Verfasser unbekannt):
„Einen guten Menschen erkennt man nicht an dem was er sagt und auch nicht an dem, was er zu sein scheint. Man erkennt ihn an der Atmosphäre, die durch seine Gegenwart erzeugt wird. Denn niemand ist fähig, eine Atmosphäre zu erschaffen, die seinem Geist und wahren Wesen nicht entspricht.“
Wenn jemand noch nie Yoga gemacht habt, was würdet ihr raten, wie ein Anfang gelingen kann?
Katharina: Einfach anfangen, am besten in einem persönlichen Kurs und auch nach der 1. Stunde weitermachen. Vielleicht auch mal unterschiedliche Lehrer und Stile ausprobieren. Das müssen nicht wir sein, es muss einfach passen. Und wichtig ist es auch, den Druck rauszunehmen und ganz auf der eigenen Matte zu bleiben. Yoga ist kein Leistungssport, das Ego darf draußen bleiben.
Kathi: Es geht in erster Linie darum, euch selbst zu fühlen. Man kann mit den aller einfachsten Bewegungen schon so viel verändern und spüren. Der Atem spielt eine große Rolle.
„Jeder, der Atmen kann, kann Yoga machen.“
Bietet ihr auch Yoga für geschlossene Gruppen an, z.B. für Mädelswochenenden o.ä.?
Katharina: Ja, das ist ab Oktober in unseren eigenen Räumlichkeiten möglich. Hierfür würden wir ein individuelles Programm absprechen.
Wie findet man euch, um informiert zu bleiben?
Wir haben jeder einen privaten Instagram Kanal:
Kathi: kathiklein__
Katharina: katha_1607
heimwärts yoga: heimwaerts_yoga
Adresse unseres Yoga Studios:
heimwärts Yoga studio
Wolfstraße 9
63500 Seligenstadt
Vielen Dank euch beiden für das wunderschöne, inspirierende Interview. Eure Energie kommt bei mir an und ich freue mich sehr, mal wieder einen Yogaworkshop von euch zu besuchen.
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